Wie Leben trotz Allem gelingen kann
Wie Leben trotz Allem gelingen kann
Zum ersten Mal wurde in Ebersbach zur „Langen Nacht der Demokratie“ eingeladen.
Nadja aus dem Irak, Sabri aus Syrien, Hadisa aus Afghanistan und Jamila aus Somalia, vier in Ebersbach lebende Geflüchtete lasen auf Deutsch, Syrisch, Persisch und Englisch in kurzen, atmosphärisch dichten Erzählabschnitten „Am Abend vor dem Meer“ von Khaled Hosseini. Mit behutsamen Worten erzählt der Vater seinem Sohn vom Leben vor und dann während des Krieges und von den Gedanken, die ihn auf der Flucht und vor der Entscheidung bewegen, ob sie in ein Schlauchboot steigen sollen.
Die kurzen Texte, die zunächst idyllischen, dann aber auch düsteren Aquarelle und die von Ludmila Dolgopolova am Klavier und Guntram Bumiller mit Klarinette und Saxofon in eindrücklicher Weise vorgetragenen Improvisationen und Stücke machen die Stimmung deutlich, die unter den Menschen auf der Flucht herrscht. Sie vermitteln die Sorgen um das Leben, die Hoffnungslosigkeit, die zur Flucht treibt, den Verlust der Heimat und die Angst vor dem, was kommt.
Für die Mitwirkenden der Lesung, für die beiden Musizierenden und für Andreas Passauer (Technik) gab es im vollbesetzten Konzertsaal der Musikschule Ebersbach/Schlierbach langanhaltenden Beifall. Joachim Auch, der die gemeinsame Veranstaltung der Flüchtlingshilfe, der Musikschule und der Kulturwerkstatt Ebersbach initiiert hatte, überreichte jedem eine Rose zum Zeichen des Dankes.
Im zweiten Teil des Abends wurde der Kinofilm „The Old Oak“ gezeigt. Schauplatz ist eine Stadt im Nordosten Englands. Seit dort der Bergbau eingestellt wurde, ziehen viele weg. Die Gedanken der Verbliebenen drehen nur noch um sich selbst. Sie haben Sorgen um ihre Zukunft. Als ein Bus mit syrischen Flüchtlingen ankommt, wird Rassismus und Hass laut. Manche der Alteingesessenen machen die Flüchtlinge für ihre schwierige Situation verantwortlich. Der Wirt des Pubs „Old Oak“ (alte Eiche), der schon selbst einige Schicksalsschläge hinnehmen musste, und eine junge Syrerin versuchen einen anderen Weg einzuschlagen. Miteinander wollen sie gegen die Polarisierung der Gemeinschaft angehen. Sie wollen gemeinsame Mahlzeiten im Nebenraum des Pubs anbieten, denn „wer zusammen isst, der hält zusammen!“ Und tatsächlich, auch die, die zuvor gegen die syrischen Flüchtlinge gehetzt haben, lassen sich von deren Leid anrühren und zeigen ihr Mitgefühl.